Donnerstag, 28. Juni 2018

Ehe und Trennung



In der letzen Woche beschäftigte uns das Thema Ehe auf eine ganz andere Weise, wie je zuvor. Gleich bei zwei befreundeten Paaren, mit denen wir so eng befreundet sind, dass wir sie zur Familie zählen, steht das Wort Trennung im Raum. In einem Fall kommen die beiden Ehepartner einfach nicht mehr zusammen. Das was sie sich wünschen, was sie brauchen und das was sie vom anderen fordern stimmt einfach nicht mehr überein.

Denn er hasst Scheidung, spricht Jahwe, der Gott Israels. Er hasst es, wenn jemand solch ein Verbrechen begeht. Darum nehmt euch in Acht und werdet euren Frauen nicht untreu!
Maleachi 2,16

So hat die Frau ihrem Ehemann eine zeitlich befristete räumliche Trennung vorgeschlagen. Wohl als letzte Hoffnung; weil es so einfach nicht mehr weitergehen darf. Sie haben seit längerer Zeit Probleme in ihrer Ehe, die sie nicht gemeinsam bewältigen können oder wollen.
Ihr Mann, beleidigt und verletzt, entgegnete ihr auf ihre Bitte damit, ob sie die Scheidung wolle.
Darauf sagte sie: „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.“

Wer eine Frau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden und Wohlgefallen erlangt vom HERRN

Sprüche 18,22

Die einzige Konsequenz, die er sehen konnte war die Scheidung, der einzige Weg, den er sehen wollte war die endgültige Trennung. Der Schmerz über den Vorschlag war groß, aber er konnte sich diesen Schmerz, die Enttäuschung und das Leid nicht eingestehen. Denn wenn er ihm sich dies eingestehen würde, dann müsste er sich dem allen stellen und dies wäre wohl zu viel. Er leidet sein langem, geht geradezu auf in seinem Leid, möchte aber auch nicht ablassen davon, keine Lösungen finden die für alle tragbar wären, keine Änderungen in seinem Leben. Er möchte, dass alle sich an ihn anpassen und anerkennen, wie sehr er doch leidet.
Das Ausmaß der Selbstsabotage ist erheblich: Keiner von beiden will die Trennung, aber zusammen zu bleiben halten sie so wie es ist auch nicht mehr aus. Die räumliche Trennung war ein letzter Hilfeschrein, ein Versuch der helfen sollte, zu erkennen, was wirklich wichtig ist, was sie sich einst aus liebe versprochen hatten. Doch insgeheim befürchtet er, dass der getrennte Alltag keine Heilung bringt, sondern nur dazu führt, dass sie sich weiter auseinander leben und am Ende nichts gemeinsames bleibt, nichts was sie verbindet. Vielleicht spielt sogar die Angst mit hinein, dass sie herausfindet, dass es eigentlich auch ohne ihn geht, vielleicht sogar, dass ihn keiner mehr braucht, dass es besser ohne ihn ist. Ein Verlustgefühl, dass er seit einer Kindheit mit sich trägt, der er erfuhr nie Liebe von seinen Eltern, oder gar, dass er gewünscht war; dass es gut war, dass er da ist. Er sucht ein Ziel, er will einen Prozess, er braucht ein Ergebnis: Familientherapie, einen Zeitplan, Struktur. Irgendjemand der alles organisiert und führt. Aber vielmehr braucht er jemanden, der ihn braucht; um seinet selbst Willen. Dennoch ist er nicht bereit, dies auch nur in Ansätzen selbst zu geben, denn die Liebe und Akzeptanz, die er so sehr sucht, die steht nur ihm zu und er kann sie niemand entgegen bringen.

Ihr Männer müsst euch entsprechend verhalten, damit eure Gebete nicht vergeblich sind. Seid also rücksichtsvoll im Umgang mit euren Frauen, denn sie sind die Schwächeren. Achtet und ehrt sie, denn sie haben genauso wie ihr Anteil am Geschenk des ewigen Lebens!

1.Petrus 3,7

Alles fand seinen bisherigen Höhepunkt, als die Tochter aus ihrer ersten Ehe schwanger war. Die Entscheidung Mutter zu werden ist eine Entscheidung, die sie getroffen und sich wohl recht bewusst dafür entschieden hatte. All die Rede von der jugendlichen Unvernunft und der Unerfahrung und all dem scheint fehlgeleitet. Man kann annehmen, dass sie sich für das Kind entschieden hat, weil sie Mutter sein wollte und weil sie etwas, eigenes, kleines haben wollte, zum liebhaben und was sie lieb hat, für all das, was sie zu wenig in ihrem Leben hatte. Etwas, das ihr bleibt. Etwas sicheres in all dem Ungewissen, das sie bisher schon durchleben musste. Eigentlich hätte ihr Stiefvater diese Gefühle so gut nachvollziehen können müssen, trägt er doch die selben Ängste mit sich herum.

Das sie als Mutter allein klar kommen muss hat sie von ihrer Mutter gelernt, die mit drei Kinder alleine stand und in dieser Lage eine außerordentliche Stärke und Kraft an den Tag gelegt hat. Ihre Mutter war das ungewollte Rollenvorbild, die Mutter, die sich für die Tochter etwas anderes gewünscht und erhofft hatte, die Tochter, die in ihrer Mutter als Mutter alles gefunden hatte, was sie sein wollte und was sie selbst vermisste. Der überflüssige Vater spielte in dieser Konstellation kaum eine Rolle.
So war der leibliche Vater fort, die Großmutter wollte die Mutterrolle mit-annehmen doch ihr Mann, der neue Ehemann, war eben nicht der Vater und wollte dies auf keinen Fall sein.
Die eigenen Überflüssigkeit zu erkennen, sich einzugestehen und damit zurecht zu kommen war eine unmögliche Herausforderung. War er doch schon immer überflüssig; schon immer ungewollt, schon immer ungeliebt.
Er äußerte sich in dieser Zeit so abfällig über seine Stieftochter, dass ich das gar nicht wiederholen kann. Er forderte zuerst die Abtreibung, dann die Abgabe zu Adoption des Kindes. Die Situation anzunehmen war unmöglich, es war einfach zu schwer. Einfach nur Vorbild zu sein, indem er war, was er war, war keine Möglichkeit für ihn. Er musste fortan belehren, ermahnen und seinem Unmut Ausdruck verleihen. Schließlich war die Situation nicht seine Schuld sondern die seiner Frau. Er hatte alles richtig gemacht und sie alles Falsch. Er war der gute und sie die böse. Er hatte recht und sie Unrecht. Und das solle alle Welt wissen. Er wollte sich gut fühlen. Aber er fühlte sich einfach nicht gut. Und das war nicht seine Schuld. Sondern ihre.

Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben

Epheser 5,25

Und was nun? Alles was war ist zu viel; zu viel um es zu ertragen. Also rennt der eine in eine Richtung davon und der andere noch schneller in die entgegengesetzte. Sie können nicht mehr zusammenkommen. Oder doch? Gibt es noch Hoffnung?
Muss man nicht zu allererst sich selbst annehmen bevor man jemand anderes annehmen kann? Muss man nicht selbst bedingungslos lieben um bedingungslos geliebt zu werden? Muss man nicht selbst Geben um zurückzubekommen? Muss man nicht bereit sein zurückzustecken um Kompromisse einzugehen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen