Donnerstag, 8. Februar 2018

Manchmal lernt man was Neues...

Ich hatte Euch ja schon gesagt, dass es da so zwei, drei Stellen gibt bei denen meine christliche Überzeugung nicht mit der wörtlichen Schrift übereinstimmt. Hier und hier habe ich dazu zuletzt geschrieben. Jetzt habe ich auf meine Beiträge hin eine Nette Zuschrift bekommen, die mir einiges erklärt.

Vorneweg sollte ich sagen, dass ich zwar einige Sprachen spreche/verstehe, aber kein Hebräisch kann. daher korrigiert mich, wenn das falsch ist. Aber ich wollte es gerne mit Euch teilen.


Wer seine Rute schont, der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt ihn beizeiten.

Sprüche 13,24


Man hat mich darauf hingewiesen, dass das Problem in der wörtlichen Auslegung dieser Zeilen liegt. Beachtet man die tatsächliche Bedeutung, die Originalsprache und den historischen Kontext sähe einiges ganz anders aus. Einiges geht einfach in der Übersetzung verloren...

Das hebräische Wort "shebet" bedeutet zwar durchaus "Rute" wie Luther übersetzt, oder auch "Stock" wie es die gute Nachricht übersetzt, doch 
Ganz wörtlich bezieht sich das Wort "shebet" auf den Hirtenstab. Die Hirtenmetapher ist uns aus der Bibel ja auch in anderem Kontext nicht unbekannt. Doch der Hirtenstab diente nicht zur Strafe der Schafe oder um sie zu verletzen, er war vielmehr vor allem ein Symbol von Führung. So stand er für das Oberhaupt der Familie und sollte jedem zeigen wer der Herr war, zu wem man für Rat, Orientierung, Hilfe und Schutz gehen sollte. Der Begriff des "shebet" bezeichnete davon abgeleitet Weisheit, Führung und Schutz und bezieht sich nicht auf das Zufügen von Schmerz. 

Das hebräische Wort "muwcar" kann man zwar als "züchtigen" wie Luther übersetzt verstehen bedeutet aber wörtlich "mündliche Anleitung und Belehrung", was besser mit der Übersetzung der guten Nachricht als "erziehen" übersetzt ist. 
In der Hebräischen Kultur bedeutet das Wort "muwcar" auch "vernünftig miteinander reden und urteilen". 

So gesehen sollte man lesen:
Wer seine Rute = Weisheit, Führung, Schutz schont (verwehrt), der hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, der züchtigt gibt verbale Anleitung, Hilfe und belehrt ihn beizeiten.
 
Das scheint doch eher mit dem konform zu gehen was Jesus uns gelehrt hat: Nächstenliebe, Feindesliebe, eigentlich jeden lieben wie sich selbst, und dann wäre da noch das mit dem die andere Wange hinhalten...
Woher kommt also diese "gewalttätige" Lesart bzw. Übersetzung die wir verwenden? Sie kommt aus unserer eigenen Kultur, aus der Zeit in der die Bibel übersetzt wurde und es Gang und Gebe war seine Kinder (mit einem Stock) zu schlagen.  Das fand Eingang in das, was da in einer Fremden Sprache geschrieben stand und so naheliegend erschien, auch wenn es so gar nicht gemeint war. 

Was meint Ihr dazu? Ich freue mich über Eure meinung hierzu!

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