Montag, 16. Juli 2018

Christ sein


In letzter Zeit finde ich immer mehr die Tendenz in christlichen (oft engl.) blogs und christlichen (Mama-)Gruppe zu etwas, das mich bis heute ehrlich gesagt ein wenig belastet hat:
Christen die anderen Christen vorwerfen keine "richtigen" Christen zu sein.
Doch was ist ein richtiger Christ?

Oft kommt der Vorwurf man würde die Bibel nicht "wörtlich" genug nehmen und nur das auslegen was und wie man will. Denen die das vorwerfen würde ich allzu oft gerne einen Spiegel vorhalten, denn meiner Meinung nach leiden sie genau an dem, was sie vorwerfen. 
Streit entbrennt darüber, ob Frauen Hosen tragen dürfen und wie sich ein "richtiger" Christ zu kleiden hat, ob man sein Haupt beim beten zu bedecken habe, ob man Schweinefleisch essen darf, ob der Kontakt zu andersgläubigen einen unrein macht... ob man seine Kinder schlagen darf oder sogar muss um ein "richtiger" Christ zu sein. Letzteres finde ich persönlich ganz furchtbar, grausam und unchristlich und wenn man mir vorwerfen will, ich sei kein "Christ", weil ich meine Kinder niemals schlagen oder verletzen würde, dann bin ich froh kein "Christ" zu sein!

Ich weiß, die heutige Predigt war anders gemeint und sollte auf etwas anderes abzielen, aber ich habe sie irgendwie sofort auf das bezogen, was mich umtreibt...  Vielleicht hat Gott mir diese Einsicht geschickt, damit ich etwas für mich verstehe, und die anderen, die das selbe hörten etwas ganz anderes mitnahmen... 
Wenn Paulus  an die Philipper schrieb sie sollen sich nicht in verschiedene Gruppen aufteilen, die miteinander konkurrieren und rivalisieren. Sie sollten vielmehr die Stärke zeigen auszuhalten, dass sie eben verschiedene Meinungen haben aber dennoch dem selben Herrn gehören. Bei allen Unterschieden sollen sie das Gemeinsame suchen!

ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.  
Philipper 2,4

Wenn Christen sagen ihre christliche Gemeinschaft sei die einzig wahre und alle anderen hätten etwas falsch verstanden, dann ist doch genau das passiert, was Paulus vermeiden wollte. Die Nachsicht, die Paulus fordert, die biblische Bescheidenheit und Zurückhaltung sind verloren und das eigene Geltungsbedürfnis, die ich-bin-besser-als-du-Haltung will gestillt werden. 

Unser Pfarrer hat das heute globaler ausgelegt, man solle auch auf andere schauen und nicht nur auf sich selbst, die Angst überwinden, zu kurz zu kommen. Doch sich selbst nicht vergessen. Beides sei wichtig und beides sei von Gott verlangt. Nicht jeder ist geschaffen nur für andere zu leben und Gott verlange das auch nicht von jedem. 

Paulus will, dass wir auch auf andere schauen ohne sie zu verurteilen. Wir sollen auf Jesus schauen, uns an ihm orientieren, ihm nachfolgen. Jesus hatte immer im Blick, was dem anderen dient. Jesus hat uns nie außer acht gelassen, bis in den Tod. Gott hat ihn als Bürgen für seine Liebe bestätigt, hat ihn auferweckt und an seine Seite geholt.

Im Abendmahl kommen wir Jesus ganz Nahe. Er läd uns ein mit ihm zu feiern. Neben uns stehen andere Menschen, die mit uns feiern. Die anderen mögen andere Meinungen haben, anderen Auslegungen folgen, andere Dinge für wichtig und wesentlich erachten... aber sie sind hier und feiern mit uns; formen die christliche Gemeinde. Jesus verurteilte uns nie! Wer sind wir, dass wir andere verurteilen können?

Einen schönen Sonntag Euch!


orientiert an der Predigt von heute
von Dr. m. Hauff

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