Sonntag, 11. Februar 2018

Estomihi


Es ist Sonntag und wir wollen eigentlich in Ruhe miteinander Gottesdienst feiern. Da beginnt unser Pfarrer seine Predigt und alle sind verwirrt:

Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen. 
Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein Gefallen an euren Gaben und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. 
Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos 5,21-24

Zurecht sind wir verwirrt, denn oberflächlich betrachtet scheint es ja nicht gewollt zu sein, dass wir hier so miteinander unseren Gottesdienst feiern. Eigentlich könnten wir auch wieder nach Hause gehen, wenn die Bibel uns so hier nicht will. 
Aber wie so oft, ist das was uns oberflächlich begegnet, das was man liest, ohne nachzudenken, das was da zu stehen scheint, nicht das, was wir davon mitnehmen sollen. 

Was sollen wir also mit diesen Worten Anfangen? Aus welchem Grund stehen sie da und warum scheinen sie uns so heftig zu kritisieren?
Amos lebte im 8. Jahrhundert vor Christus in den judäischen Bergen, er betreibt Viehzucht und Obstanbau und ist ein Prophet, dessen Wort so wichtig war, dass es heute noch in der Bibel steht. Der Zusammenhang zwischen Alltagsleben, Religion und Kirche ist für ihn sehr wichtig. Und so fordert er was wir auch heute am Sonntag im Gottesdienst feiern in die alltägliche Welt mit hinauszutragen. Der gerechte, gute Gott steht im Zentrum unserer christlichen Gottesdienste und so sollen wir diese Gerechtigkeit in unseren Alltag mit hinaus tragen. Doch Amos sieht, dass im Gottesdienst schöne Lieder gesungen werden und Opfer gebracht werden die das Wohlwollen Gottes "erkaufen" sollen. Im Alltag führen diese Menschen aber nicht die Botschaft Gottes weiter und so wird gelebt, als ob es Gott nicht gäbe. Diese scharfen Worte Amos' richten sich also drauf, dass wir keine Heuchler sein dürfen! Damals wie heute gilt: Gottesdienst und Alltag müssen übereinstimmen. Denn wenn das nicht so ist, dann wirkt der Gottesdienst grotesk und wir belügen uns selbst und Gott. 
Wir sollen den Gottesdienst als Quelle unserer Christenheit sehen, als Ort und Raum Kraft für unseren Alltag zu schöpfen, uns Gott ganz nahe zu fühlen und alle Impulse des Gottesdienstes mit in unseren Alltag hineinzunehmen. 

"Gottes Gerechtigkeit und Liebe ist wie Wasser in einem Brunnenmit vielen Schalen. Sie fließen von Christus zu uns. Christus ist immer für uns da. Er liebt uns wie ein Bruder. Wir geben seine Gerechtigkeit und Liebe weiter. Sie fließen dann zu anderen Menschen. Wir können für andere da sein."
Martin Luther 
Von der Freiheit eines Christenmenschen


frei orientiert an der Predigt von heute von Dr. M. Hauff


Einen schönen Sonntag Euch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen